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Quelle: www.armutszeugnisse.de/glossar/sozialer-status.htm

Sozialer Status

„Ein sozialer Status weist [einer Person] eine Position in der Sozialstruktur einer Gruppe, Organisation oder Gesellschaft zu.“ (Joas 2007, S. 123)

Jedes Individuum gehört mehreren sozialen Gruppen an, in denen es immer eine andere Position hat, so kann es mehrere verschiedene Positionen einnehmen, etwa die eines Bäckers, eines Vaters, eines Sohns und eines Deutschen. Demzufolge besitzt man auch mehrere Status. Die verschiedenen Positionen einer Person im Gesamten bezeichnet man als Status-Set. (vgl. Joas 2007, S. 123)

Zu jedem Status des Individuums werden von der Gesellschaft Ansprüche (zum Verhalten, Aussehen) gestellt, diese nennt man soziale Rollen. In der Soziologie interessiert man sich dafür, wie eine Person zu ihrem sozialen Status gelangt. Dazu unterscheidet man zwei Typen von Status, den zugeschriebenen und den erworbenen Status.

Zugeschriebener und erworbener Status

Den zugeschriebenen Status erwirbt eine Person bereits bei Geburt, diesen kann sie nicht aussuchen oder ablehnen. Geschlecht, Abstammung oder ethnische Herkunft sind Beispiele hierfür. Die Existenz und die soziale Bedeutung eines zugeschriebenen Status unterscheiden sich je nach Gesellschaft und Zeit. Ein Beispiel hierfür ist der Geschlechtsstatus (Mann oder Frau zu sein). In den letzten Jahrhunderten war es in unserer Gesellschaft selbstverständlich, dass eine Frau von ihrem Mann dominiert wurde. Jetzt sollen beide Geschlechter die gleichen Rechte haben. Der erworbene Status ergibt sich durch Eigenschaften einer Person, auf welche diese einen Einfluss besitzt. Zum Beispiel Bildung, berufliche Erfolge, ein sportlicher Körper oder Strafgefangenschaft.

Nach dieser Definition kann man den zugeschriebenen und erworbenen Status komplett von einander unterscheiden. Jedoch sind beide erfahrungsgemäß voneinander abhängig. Vieles, was man im Leben erreicht (erworbener Status), hat nicht nur mit den Leistungen des Menschen zu tun, sondern hängt mit dem Status, den man schon besitzt (zugeschriebener Status) zusammen. Der Status der Eltern ist hierbei ebenfalls von großer Bedeutung, denn diese geben ihre mit dem Status verbundenen Kompetenzen, Symbole und Beziehungen an das Kind weiter. Somit haben es z. B. Kinder, die in Familien mit Migrationshintergrund geboren werden, meistens viel schwieriger eine akademische Laufbahn einzuschlagen als Kinder aus Nicht-Migrationsfamilien. Diese Hintergründe können also den jeweiligen Berufsstatus, welchen diese Kinder später haben werden, beeinflussen. Gleiches gilt für die Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern.

Master-Status und Leit-Status

Als Master-Status bezeichnet man den Status, der bei einem Menschen öfter dominiert. Es spielt keine Rolle, ob dieser erworben oder zugeschrieben ist. Ein Beispiel für solch einen Status ist die Suchtkrankheit. Ein suchtkranker Mensch wird von diesem Status dominiert. Sein Leben verändert sich radikal mit seiner Krankheit, zum Beispiel verliert er viele Bekanntschaften oder FreundInnen. Dadurch verschlimmert sich oft seine Krankheit, sodass er Gefahr läuft, auch noch seinen Job und seine Familie zu verlieren. Dieser Status „klebt“ an ihm. Er wird ihn nicht mehr los und dieser wird ein dominierender Teil seiner Identität.

Der Berufsstatus nimmt ganz oft die Rolle des Master-Status ein. Der Berufsstatus ist vor allem in der westlichen Gesellschaft sehr von Bedeutung. Das Ansehen, Einkommen und die Qualifikation eines Menschen ist der westlichen Bevölkerung sehr wichtig. Berufe, die üblicherweise ein höheres Einkommen mit sich bringen und bessere Qualifikationen und Bildung voraussetzen (z. B. Arzt) oder die mit einer hohen sozialen Verantwortung verbunden sind (z. B. Polizistin) genießen ein „höheres“ Ansehen. Die landwirtschaftliche Branche sowie Berufe, bei denen eine eher geringe Qualifikation vorausgesetzt wird (z. B. Handwerksberufe), haben weit weniger gesellschaftliches Renommee.

Ein Leit-Status, im Gegensatz zum Master-Status, ist ein Status, der, abhängig vom sozialen Kontext, in dem sich der Mensch befindet, nur zeitweise dominiert. Wenn eine Bäckerin in der Backstube Brötchen bäckt, ist in diesem Moment ihr Status als Bäckerin ihr Leit-Status. Wenn jedoch dieselbe Frau nach Hause geht und sich um ihre Kinder bekümmert, verändert sich ihr Leit-Status in den der Mutter.

Der Sozial-Status der Gesellschaftsmitglieder ermöglicht den Menschen, sich mit den Anderen zu vergleichen. Daraus folgen Wertschätzungen, und die Menschen werden in einer sozialen Hierarchie eingeordnet. Beim sozialen Status tritt –in welcher Dimension auch immer- als Besser- oder Schlechterstellung soziale Ungleichheit auf.

Quellen

  • Biermann, Benno; Bock-Rosenthal, Erika; Doehlemann, Martin; Grohall, Karl-Heinz (2006): Soziologie: Studienbuch für soziale Berufe. 5. Auflage. Stuttgart: Utb.
  • Joas, Hans (2007): Lehrbuch der Soziologie. Frankfurt/Main: Campus Verlag GmbH.
  • Korte, Hermann; Schäfers, Bernhard (2006): Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie. Wiesbaden: VS Verlag.
  • Witherton Jones Publishing Ltd.: Wirtschaftslexikon24. http://www.wirtschaftslexikon24.net (28.02.09)

Isabelle Rodesch
(Werkstatt "Armut in Berlin", WiSe 07/08 / SoSe 08)

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